Ataxie bei Katzen: Gründe der Koordinationsstörung | Dr. Sam

Ataxie bei Katzen – Wenn Stubentiger unter Koordinationsstörungen leiden

Autor: Dr. Sam | Zuletzt bearbeitet: 28. März 2022 | Lesezeit: 17 min
Ataxie bei Katzen

Eine Ataxie bei der Katze kennt viele Formen und hat unterschiedliche Ursachen. Je nach Ausprägung kann sie für Tier und Besitzer im Alltag sehr belastend sein. Doch ist diese Symptomatik behandelbar? Wie kann man der betroffenen Katze im Alltag helfen?

Wenn Du schon einmal eine Katze beobachtet hast, die unter Ataxie leidet, wird Dir vielleicht im ersten Moment die Frage durch den Kopf gegangen sein, ob sie vielleicht Alkohol in ihrem Wassernapf hatte. Wie betrunken stolpert sie unkoordiniert, fällt einfach um, dreht sich im Kreis oder wackelt kontinuierlich mit Kopf und Gliedmaßen. Was jedoch im ersten Moment noch ganz lustig aussieht, kann auf schwere Erkrankungen hindeuten. Aus diesem Grund sollte man Symptome kennen und nicht zögern, sie mit einem Tierarzt zu besprechen.

Definition von „Ataxie“

Der Begriff „Ataxie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Unordnung“. In der Medizin beschreibt man mit dem Begriff eine Koordinationsstörung, die sich in unterschiedlicher Ausprägung zeigen kann. Es handelt sich folglich nicht um eine Erkrankung, sondern lediglich um ein Symptom, das auf verschiedene Krankheiten hindeuten kann.

Ursachen

Die Ursachen für eine Koordinationsstörung bei der Katze sind vielfältig. Häufig liegt ihr Ursprung in einer Schädigung des Zentralen Nervensystems (ZNS). Zum ZNS zählen das Großhirn, das Kleinhirn, das Stammhirn und das Rückenmark. Schäden im ZNS, die zu Koordinationsstörungen führen, entstehen zum Beispiel durch:

  • Gendefekte, angeborene Ursachen
  • Infektionserkrankungen (Viral, Bakteriell, Pilz bedingt oder Parasitär)
  • Vergiftungen
  • ein Trauma nach einem Unfall
  • Fremdkörper/ Abszess
  • Stoffwechselerkrankungen
  • Mangelernährung 
  • Vergiftungen
  • Durchblutungsstörungen 
  • Entzündungen
  • Tumore
  • Knochen – und Gelenkerkrankungen
  • Bandscheibenvorfälle
  • Immunreaktive Ursachen 
  • Medikamente
  • Organversagen
  • Anämie

Auch eine Erkrankung des Gleichgewichtsorgans kann Ataxien bei der Katze verursachen. Das Gleichgewichtsorgan liegt im Innenohr.  Folglich können auch hier

  • Traumata
  • Entzündungen bedingt durch Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten oder aufgrund einer überschießenden Immunreaktion (Allergie)
  • Durchblutungsstörungen
  • Fremdkörper oder sog. Polypen – gutartige Wucherungen
  • Toxische Ursachen 
  • Tumore

zu einer entsprechenden Symptomatik führen.

Symptome und Diagnose

Je nach Lokalisation der Erkrankung unterscheidet die Tiermedizin zwischen verschiedenen Formen der Ataxie. Diese variieren in ihrer Symptomatik und ihrem Verlauf. Die häufigsten Ursachen sind bei der Katze sind: 

  • Erkrankungen des Ohres
  • Stoffwechselbedingte Erkrankungen
  • Erkrankungen des Rückenmarks/ Gehirns
  • neuromuskuläre Ursachen 

Sensorische Ataxien

Von sensorischen Ataxien spricht man in der Tiermedizin, wenn die Reizleitung im Nervensystem aufgrund einer Schädigung im Rückenmark so gestört ist, dass die Katze einen Teil ihres Körpers oder sogar den ganzen Körper nicht mehr richtig wahrnehmen und somit auch nicht mehr steuern kann. In einigen Fällen ist die Ursache für eine sensorische Ataxie stattdessen eine Funktionsstörung der verschiedenen Teile des Gehirns. Du kannst Dir das Gefühl in etwa so vorstellen, wie wenn Dir kurzzeitig ein Bein eingeschlafen ist, sodass Du die Kontrolle darüber verlierst.

Sensorische Koordinationsstörungen äußern sich mit Symptomen wie:

  • allgemeine Muskelschwäche
  • Wegknicken von Gliedmaßen
  • unkontrollierte Bewegungen, vor allem übermäßiges Rudern mit den Beinen oder ungerichtete Bewegungsabläufe
  • auffällig breitbeiniges, unsicheres Stehen

Cerebelläre Ataxien

Bei cerebellären Ataxien ist das Kleinhirn betroffen. Dieses wird in der Tiermedizin als Cerebellum bezeichnet. Es ist bei allen Lebewesen das wichtigste Organ für Bewegungsabläufe und Koordination. Sobald es erkrankt, fällt dies durch typische Koordinationsstörungen auf. Bei Katzen wird eine Form der cerebellären Ataxie besonders häufig beobachtet. Dabei infizieren sich ungeborene Katzen mit dem Parvovirus. Während es bei Jungkatzen und auch erwachsenen Tieren meistens zu Fieber, Durchfall und Erbrechen führt, kann es bei ungeborenen Tieren verhindern, dass das Kleinhirn sich regelgerecht entwickeln kann. Meist bleibt es verkümmert. Das nennt man Kleinhirnhypoplasie.

Typische Symptome bei cerebellären Ataxien sind:

  • unkoordinierte Bewegungsabläufe
  • unkontrolliertes Wackeln oder Zittern mit den Gliedmaßen
  • Unruhe
  • Umkippen
  • Schwanken

Vestibuläre Ataxien

Bei vestibulären Ataxien ist das Gleichgewichtsorgan im Ohr von einer Erkrankung betroffen, sodass der Gleichgewichtssinn der Katze gestört ist. Die Symptomatik äußert sich in:

  • Kopfschiefhaltung
  • schwankendem, torkelndem Gang
  • Umfallen
  • sich im Kreis drehen um sich selber
  • sog Nystagmus – Augenzittern, horizontal oder rotatorisch
  • mögl. Schielen 
  • nach rechts – und links Schwanken des Kopfes
  • Vorfallen der Nickhaut auf der betroffenen Seite

Die Katze fühlt sich bei einer solchen Erkrankung, als würde sich die Welt um sie drehen, ähnlich, wie wenn man sich als Kind mehrmals schnell um die eigene Achse gedreht hat und dann plötzlich stehen bleibt. Ihnen ist dabei häufig sehr schwindelig und übel, weshalb sie sich oftmals übergeben müssen.

Quelle:  Lyubov

Diagnostik

Die Diagnostik von Ataxien richtet sich nach der Verdachtsdiagnose, die der Tierarzt bei Anamnese und der allgemeinen Untersuchung des Tieres entwickelt. Häufig bekommt er darüber bereits eine Vermutung über die mögliche Lokalisation der Erkrankung und kann zielgerichtet weitere Schritte planen, um herauszufinden, was bei der Katze die mögliche Ursache ist. Dazu können unter anderem gehören:

  • Allgemeine Untersuchung
  • Neurologische Untersuchung: Diese hilft dabei, die Schädigung des Nervensystems noch besser ausfindig machen und einstufen zu können.
  • Ohruntersuchung: Bei einer Untersuchung des Ohres wird mittels eines Otoskops bis aufs Trommelfell geschaut, um mögliche krankhafte Veränderungen, insbesondere des externen Ohres sowie des Mittelohres, beurteilen zu können.
  • Blutuntersuchungen: Anhand des Blutes können Entzündungsprozesse, Stoffwechselstörungen, Mangelernährungen und sogar manche Infektionserkrankungen festgestellt werden.
  • Harnuntersuchung: um mögliche Organ Ursachen auszuschließen
  • Röntgen: Röntgenbilder offenbaren vornehmlich Erkrankungen des Skeletts, können aber auch Hinweise auf Veränderungen in Organen geben.
  • Ultraschall: Mit dem Ultraschall können organische Veränderungen festgestellt werden, die zum Beispiel zu einer Störung im Stoffwechsel führen.
  • Liquoruntersuchung: Bei einer Liquoruntersuchung wird die Gehirnflüssigkeit auf Entzündungszellen und Infektionserreger untersucht.
  • MRT: Die Magnetresonanztomografie bildet primär Weichteilgewebe dreidimensional ab. Dadurch kann das ZNS auf Veränderungen hin untersucht werden.
  • CT: Die Computertomografie ist ebenfalls dazu fähig, den Körper dreidimensionales abzubilden. Dabei ist es aber vor allem gut für die Darstellung knöcherner Strukturen geeignet. Das CT kann man zur Beurteilung des Kopfes und des Innenohres sowie feinerer knöcherner Strukturen im Körper der Katze nutzen, die für Ataxien verantwortlich sein könnten.

Therapie

Die Therapie von Ataxien bei der Katze richtet sich nach der primären Erkrankung. Manche Erkrankungen lassen sich sehr gut behandeln, andere weniger oder gar nicht. Bei manchen genügt die Gabe von Medikamenten über einen gewissen Zeitraum, andere erfordern eine dauerhafte Therapieeinstellung. Schwere Entzündungen des Innenohrs müssen manchmal sogar operiert werden, ebenso wie manche Bandscheibenvorfälle, die bereits zu Koordinationsstörungen geführt haben. Auch Tumore bedürfen meistens einer chirurgischen Versorgung. Manche davon müssen im Anschluss mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung weiter therapiert werden. Angeborene Erkrankungen, zum Beispiel des Kleinhirns, können nicht therapiert werden.

Verlauf

Auch der Verlauf der verschiedenen Formen Ataxie ist von der jeweiligen Erkrankung abhängig. Grundsätzlich kann man sagen, dass Katzen wahre Lebenskünstler sind, die es schnell schaffen, sich an neue Lebenssituationen zu gewöhnen, und in der Regel nicht übermäßig durch die Koordinationsstörungen beeinträchtigt werden müssen. Entscheidend für den Verlauf ist jedoch, wie gut sich die Primärerkrankung therapieren lässt und wie schnell sie fortschreitet. Infektionen lassen sich mit dem richtigen Antibiotikum meist gut behandeln. 

Schwere Ohrentzündungen können das Gleichgewichtsorgan jedoch dauerhaft schädigen und zu bleibenden Gleichgewichtsstörungen führen. Autoimmunkrankheiten und Stoffwechselstörungen bedürfen oft einer lebenslangen Therapie. Nach Infarkten und anderen Durchblutungsstörungen können sich die Probleme mit der Koordination gut zurückbilden, sofern die primäre Erkrankung rechtzeitig behandelt wird. Nach Unfällen ist die Art der Verletzung entscheidend für eine weitere Prognose. Auch bei Tumoren ist die Tumorart entscheidend für den weiteren Verlauf. Katzen, die unter einer Kleinhirnhypoplasie leiden, bilden ihre Symptome niemals zurück. Wenn sie nicht zu schwerwiegend sind, können sie aber lernen, sehr gut damit zu leben.

Vorbeugung

Aufgrund der vielen verschiedenen Ursachen für Ataxien gibt es keine pauschale Empfehlung, wie man dieser Symptomatik vorbeugen kann. Das Risiko für manche Infektionen kann mit regelmäßigen Impfungen zumindest eingeschränkt werden. Ein Gesundheitscheck einmal jährlich beim Tierarzt dient der Früherkennung schwerer Erkrankungen und kann so ebenfalls vor schwerwiegenden Erkrankungen schützen.

Tipps für Katzen mit Ataxie

Katzen können sich schnell an ihre neue Situation anpassen. Trotzdem solltest Du als Besitzer einer Katze, die unter Koordinationsstörungen leidet, ein paar Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, die ihr Verletzungsrisiko minimieren. Dazu gehört das Sichern von Möbeln und Treppen, damit Deine Katze nicht stürzt. Teppichboden kann ihr helfen, sicherer zu gehen, indem er ihr mehr Halt unter den Pfoten gibt. Geschicklichkeitsspiele, Lauftraining oder Physiotherapie können positive Effekte auf die Symptome haben und der Katze im Alltag mehr Sicherheit geben.

Zusammenfassung

Wie Du vielleicht festgestellt hast, sind Ataxien bei der Katze ein ganz schön komplexes Thema, das oftmals eine systematische Aufarbeitung und Diagnostik erfordert. Es gibt viele verschiedene Erkrankungen, die Ataxien auslösen können. Im gesamten Körper können Dysfunktionen dazu führen, dass die Koordination der Katze eingeschränkt ist. Ein Tierarzt kann im Gespräch und bei der Beobachtung der Katze bereits Vermutungen anstellen, wo das Problem liegen könnte. 

Danach folgen meist eine Reihe von Tests und weiteren Untersuchungen, bis man weiß, woran die Katze leidet. Viele Erkrankungen lassen sich gut therapieren. Angeborene Erkrankungen, beispielsweise die Kleinhirnhypoplasie, sind eher nicht behandelbar. Grundsätzlich können Katzen gut mit Koordinationsstörungen umgehen, sodass sich ihre Lebensqualität dadurch nicht maßgeblich einschränken muss. Wenn Du ein paar kleine Sicherheitsvorkehrungen durchführst und sie mittels Übungen oder Physiotherapie unterstützt, wird sich Deine Katze auch mit Koordinationsstörungen weiterhin bei Dir wohlfühlen.

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